Ist das normal – oder schon besonders?

Warum wir aufhören sollten, Kinder ständig zu vergleichen

„Jedes Kind entwickelt sich eben anders.“ oder „Es ist nur eine Phase.“ Ein Satz, den wir Eltern ständig hören – und trotzdem kaum glauben können, wenn unser Kind nicht so ist wie die anderen. Denn wir vergleichen automatisch. Schon in der Spielgruppe geht es los:

„Schläft sie schon durch?“
„Geht sie schon aufs Töpfchen?“
„Bei meinem Sohn geht das schon – Da hatten wir Glück. “

Und irgendwann wandelt sich die Neugier in stillen Zweifel: „Ist das noch normal? Oder schon… besonders?“

Wenn ein Kind schneller ist als andere – sprachlich, motorisch, sozial atmen viele Eltern innerlich auf. Wenn ein Kind aber langsamer ist, stiller, wilder, empfindlicher, untypischer – dann beginnt das Grübeln.
Und mit dem Grübeln kommt meist dann der Druck. In weiterer Folge wird das Kind mit anderen gleichaltrigen Kindern verglichen, Entwicklungstabellen werden gegoogelt und es entsteht das Gefühl, als Eltern versagt zu haben.
Aber: Kinder sind nunmal keine Maschinen und entwickeln sich in unterschiedlichem Tempo. Außerdem lernen auch nicht alle Kinder dasselbe zur gleichen Zeit – sondern das, was ihr Inneres gerade braucht und was sie interessiert. Manche lernen Sprechen bevor sie Laufen, andere wiederum sind motorisch geschickt, hinken aber in der Sprachentwicklung hinterher. Jedes Kind hat seine individuellen Stärken.

Entwicklung ist keine Checkliste

Ja, es gibt Entwicklungsfenster.
Ja, wir sollten aufmerksam sein, wenn ein Kind über lange Zeit bestimmte Fähigkeiten nicht zeigt.

Aber: Ein Kind, das mit 4 noch nicht bastelt, ist nicht automatisch „verzögert“.

Ein Kind, das lieber Tiere beobachtet als spricht, ist nicht „zu ruhig“. Ein Kind, das laut ist, lebendig, wild, unangepasst – ist nicht „zu viel“.

Es ist vielleicht einfach nur: anders. Und das ist nicht nur okay – es ist wichtig. Denn die Vielfalt kindlicher Entwicklung ist kein Fehler im System. Sie ist das System.

Was Vergleiche mit Kindern machen

Wenn Kinder spüren, dass sie verglichen werden – mit Geschwistern, Cousins, Klassenkameraden – dann spüren sie vor allem eines: Nicht-Genügen.

Ein Kind, das ständig hören muss, was es noch nicht kann, verliert die Lust am Lernen. Ein Kind, das merkt, dass andere scheinbar „weiter“ sind, fühlt sich klein. Und ein Kind, das ständig anpassen muss, was eigentlich in ihm lebt, verlernt, sich selbst zu vertrauen.

Kinder brauchen nicht den Vergleich – sie brauchen Beziehung. Und Erwachsene, die sehen, wer sie wirklich sind – nicht, wie sie sein sollten. Was Eltern stattdessen tun können:

  • Beobachten statt bewerten
    Was liebt mein Kind? Wobei blüht es auf? Wo wird es leise?
  • Statt Tabellen: echte Aufmerksamkeit.
  • Fragen stellen statt sofort eine Diagnose vermuten. Was könnte mein Kind gerade brauchen? Was überfordert es? Wo fühlt es sich sicher? Das öffnet Räume statt Angst zu machen.
  • Vertrauen statt Druck Entwicklung ist kein Wettlauf. Und nicht linear. Manchmal braucht ein Kind länger, um zu starten – und fliegt dann los.
  • Sich selbst entlasten. Viele Eltern fühlen sich verantwortlich, wenn ihr Kind „anders“ ist. Aber kein Kind wächst besser, weil wir uns sorgen. Es wächst, wenn wir liebevoll präsent sind.
  • Normal ist nur ein anderer Name für Durchschnitt und dein Kind ist kein Durchschnitt. Es ist ein Mensch mit einem ganz eigenen Tempo, ganz eigenen Farben und ganz eigenem Rhythmus. Vielleicht ist es laut, sensibel, wild, leise, verspielt, ernst, phantasievoll oder tief. Vielleicht auch alles zusammen und vielleicht fällt es auf – oder auch durchs Raster. Aber es ist genau richtig, wie es ist. Daher lasst uns aufhören, Kinder zu messen und stattdessen anfangen, sie wirklich zu sehen.

Du bist Mama oder Papa eines Kindes, das anders tickt? Dann bist du auf dieser Seite genau richtig. Denn hier feiern wir die Vielfalt im Denken, Fühlen und Wahrnehmen. Ich lade dich daher dazu ein, den Blick zu weiten – jenseits von Normen und Listen und dein Kind mit seinen Stärken zu sehen.

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